Vizemeister der Landesliga in der Vorsaison - und jetzt schon wieder Dritter. Die Fußballer des TSV Wetschen haben das erfolgreichste Jahr der Vereinsgeschichte hingelegt, sogar der Aufstieg in die Oberliga scheint möglich. Teamwork ist der größte Trumpf der Mannschaft von Trainer Oliver Marcordes. Das geht schon bei der gemeinschaftlichen Rasenpflege los.
Wetschen – Null Grad, eisiger Wind, 90 Minuten Kampf – doch selbst diesen letzten Akt des Jahres hatten die Landesliga-Fußballer des TSV Wetschen bravourös überstanden. Stolz hörten sie im Spielerkreis nach dem 2:0-Heimsieg über den FC Eldagsen dem Lob ihres Trainers Oliver Marcordes zu und strahlten über ihren dritten Tabellenplatz, den sie soeben errungen hatten. Ihren Abmarsch zum Anstoßen aufs erfolgreichste Jahr der Vereinsgeschichte verzögerte jedoch Phil Schwierking. Der Verteidiger stapfte mit reichlich Rasengabeln unterm Arm in die Runde und durchbrach das Gemurre: „Das wird jetzt gemacht, damit der Platz gut über den Winter kommt“, befahl der 25-Jährige, der sich nebenher seit Jahren ums Grün kümmert. Seine Kollegen gehorchten, schnappten sich die Spieße und schlossen die Löcher im Gras.
Eine Szene, die ganz gut zeigt, was den TSV Wetschen anno 2022 ausmacht. Erstens: kein Ausruhen auf dem Erreichten, sondern gleich weiterarbeiten. Ob mit der Forke oder durch die „immer wahnsinnige Trainingsbeteiligung“, wie Marcordes die Einheiten umschreibt. Zweitens: alle zusammen. „Jeder stellt seine eigenen Belange zurück“, verdeutlicht der Coach: „Die großen Einzelkönner interessieren uns nicht. Das Kollektiv ist unsere große Stärke.“
Drittens: Die Spieler zahlen dem Club zurück – nicht nur durch die Sportplatzpflege. „Was der Vorstand uns bietet, habe ich noch in keinem anderen Verein erlebt“, unterstreicht Marcordes: „Wer sich in Wetschen nicht wohlfühlt, muss uns erst mal was anderes präsentieren.“
Doch nicht nur deshalb stellte sich der Erfolg ein. „Das haben sich alle gemeinsam hart erarbeitet“, sagt der 42-Jährige über die sensationelle Landesliga-Vizemeisterschaft im Sommer und den aktuellen dritten Platz mit nur vier Punkten Rückstand zum Aufstiegsrang zur Oberliga. „Wir können in dieser Saison noch drei Titel holen“, rechnet der Trainer vor: „die Meisterschaft, den Pokal als Mannschaft des Jahres im Kreis Diepholz und den Sieg in der Fairplay-Wertung.“
Denn die Wetscher arbeiten zwar hart, aber fair – wie der Blick auf Platz eins dieses Landesliga-Rankings beweist. Auch das ist ein Beleg für perfektes Teamwork: Gerät ein Spieler auf seiner Position unter Druck, rauscht ein Kollege zum Unterstützen heran; Marcordes kommt da so schnell kaum zum Korrigieren. „Ich will auch nicht den Hampelmann an der Linie machen, sondern die Jungs auf dem Platz ein Stück weit allein lassen“, schildert er: „Sie sollen sich selbst helfen. Und wenn ein Gegner den Ball hat, muss er merken: Ich darf mich nicht mal drehen, und schon ist der Nächste da.“ Der klärt dann oder stellt den Raum zu. Ohne Foul.
"Früher wurde der TSV Wetschen im Raum Hannover belächelt, inzwischen hat sich die Mannschaft einen Riesen-Respekt erworben. Die Zeiten, dass wir uns hinten reinstellen und auf Konter lauern, sind vorbei. Das machen jetzt unsere Gegner."
- Wetschens Trainer Oliver Marcordes -
Diese Flexibilität seines Personals wiederum bietet dem B-Lizenz-Inhaber Alternativen bei Ausfällen. „Als wir in dieser Saison beim SV Alfeld nur drei Mann auf der Bank hatten, war Hinnerk Mittendorf Linksverteidiger“, erinnert er an den Hilfseinsatz des Stürmers. Ohnehin hätte jeder – ob von Beginn oder als Joker – „immer abgeliefert“. Dabei vergisst der Übungsleiter ebensowenig die im Sommer verabschiedeten Akteure wie Kevin Diekmann oder Aushilfen aus der Zweiten, „denen man nicht angesehen hat, dass sie vorher noch nie in der Landesliga gespielt haben“.
Das hatten einige Erstherren-Akteure vor ihrem Start an der Bruchstraße ebenfalls nicht. Etwa der aus der Kreisliga geholte Christoph Hainke. Oder die vom SC Twistringen aus der Bezirksliga gekommenen Lennart Bors und Kai Wessels. Marcordes und sein Co-Trainer Sascha Hegerfeld haben sie besser gemacht, jede Menge tue die Mannschaft allerdings untereinander, lobt ihr „Chef“: „Viele trainieren zusätzlich zu den normalen Einheiten auch miteinander im Fitnessstudio – zum Beispiel unsere Oldenburger.“ Damit meint er die drei in Oldenburg studierenden Kevin Reinking, Kai Wessels und Kapitän Aljoscha Wilms.
Den Mannschaftsführer unterrichtete Marcordes übrigens als einen der ersten von seinem Ausstieg als Trainer zum Saisonende. „Alis“ mitreißende Reaktion: „Dann packen wir den Aufstieg jetzt erst recht.“ Bei dieser Entschlossenheit und Geschlossenheit nicht ausgeschlossen.
(kreiszeitung.de / Text: Cord Krüger)